Kamine

Feuer im Kamin anbrennen – zwei Methoden im Test

Kamin anzünden im Vergleich

Feuer – seit Jahrtausenden übt es auf Menschen eine große Faszination aus und stellt gleichzeitig eine wichtige Grundlage der uns bekannten Zivilisationen dar. So gefährlich und unbeherrschbar Feuer einerseits auch ist, so wichtig ist es auch für alle Menschen, sodass sie sich die Flammen schon im frühesten Stadium ihrer Entwicklungsgeschichte nutzbar machten. Zwei Haupteinsatzgebiete haben sich beim Feuer quer durch alle Kulturen über die Jahrtausende hinweg gehalten.

Zum einen der Einsatz bei der Essenszubereitung und zum anderen als Wärmequelle. Über die Jahrtausende hinweg wurden dann die unterschiedlichsten Möglichkeiten gefunden, Gerätschaften und Methoden entwickelt, Feuer möglichst vielseitig, effektiv und sicher zu nutzen. Feuer hat auch heute noch einen besonderen Reiz und eine große Anziehungskraft und Kamine sind der gemütliche Mittelpunkt vieler Wohnungen. Seit Menschengedenken stellt sich darum auch die Frage: Wie zündet man ein Feuer am besten an?

Kaminfeuer entzünden – eine Wissenschaft?

Stolze Besitzer eines Ofens oder Kamins wissen die gemütliche Wärme und das entspannende Flackern der Flammen sehr zu schätzen und wollen auf diese Art des Heizens keinesfalls mehr verzichten. Bevor man in den Genuss kommt, es sich vor dem Feuer bequem machen zu können, muss man dieses jedoch zuerst einmal anzünden, was manchmal gar nicht so einfach ist.
 
Langjährige Kaminbesitzer haben im Laufe der Zeit meist ihre eigene Methode entwickelt, um ihren Kamin oder Ofen in Gang zu setzen und können sich schon nach wenigen Minuten über prasselnde Flammen freuen. Bei Kaminneulingen dauert der Prozess des Anheizens dagegen oftmals sehr viel länger, einfach weil ihnen noch die nötige Erfahrung und die richtige Technik fehlen.
 
Schaut man im Internet, finden sich unzählige Ratschläge zum Anfeuern und die verschiedensten Methoden werden gezeigt, sowie die Vorteile der jeweiligen Variante deutlich dargelegt. In die Praxis umgesetzt erweist sich das, was auf den Bildern kinderleicht aussieht, immer wieder als gar nicht so einfach und man ist am Ende wirklich stolz, wenn der Kamin dann irgendwie brennt!
 
Am häufigsten empfohlen werden dabei zwei grundlegende Techniken, um Feuer zu machen. Entweder man versucht das Holz von oben oder aber von unten anzubrennen. Mit der Methode alleine ist es dabei jedoch nicht getan, denn wichtig ist auch, wie das Holz dabei geschichtet wird. Generell gilt jedoch, dass kleineres Anfeuerholz unerlässlich ist, um einen Feuerstelle effizient und schnell anzuheizen.
 
Wie sich die beiden Methoden ein Kaminfeuer fachgerecht zu entfachen im Praxistest bewähren und worin die Unterschiede liegen zeigen zwei Videos, die in den Räumen von Schornsteinmarkt zu Vergleichszwecken gedreht wurden.

Zwei Varianten des Anfeuerns im Schornsteinmarkt–Anzündtest

Den Kamin von oben oder von unten anheizen – an dieser Frage scheiden sich die Geister und daher haben die Experten vom Schornsteinmarkt beide Methoden selbst getestet und dabei darauf geachtet, dass bei beiden Versuchen die gleichen Bedingungen herrschten. Bei beiden Tests wurde der selbe Kamin, ein Skantherm Milano M verwendet. Er war bei beiden Versuchen kalt und auch die äußeren Bedingungen wie die Wetterlage sowie die Menge und die Art von Kaminanzünder, Anzündholz und Feuerholz waren gleich.

Das Feuer von unten anbrennen

Im ersten Versuch wurde das Holz von unten entzündet. Dafür wurde das Anzündholz zuerst tipiförmig aufgebaut. Um dieses pyramidenartig aufgestellte Anfeuerholz wurde in der gleichen Form das Brennholz angeordnet. Zum Anzünden wurde ein Anzündwürfel unter dem Anfeuerholz platziert und angebrannt.
 
Im Versuch entzündete sich das Anfeuerholz sehr schnell und das Feuer breitete sich ebenso schnell im Kamin aus. Insgesamt dauerte die Anzündphase 4 Minuten und 30 Sekunden bis nach 4 Minuten und 45 Sekunden auch die großen Brennholzscheite Feuer fingen, womit die Abbrandphase einsetzte.
 

 
Das Erreichen der Abbrandphase ging schnell und gleichmäßig und von da an brannte das Feuer sehr gut und brachte den Kaminofen schnell auf eine gute Betriebstemperatur. Während der Anzündphase ließ sich genau wie beim Abbrand außerdem kaum Rauchbildung im Feuerraum des Kaminofens beobachten.

Das Feuer von oben entzünden

Für den zweiten Versuch wurde das Holz im selben Ofen anders aufgebaut. Ähnlich wie bei einem Lagerfeuer wurde unten mit großen Scheiten Brennholz begonnen, die nebeneinander in den Feuerraum gelegt wurden. Das Anzündholz wurde gekreuzt in zwei Schichten auf die Scheite gelegt und anschließend mit einem Anzündwürfel, der auf dem Holzstapel platziert wurde entzündet.
 
Genau wie beim ersten Versuch, in dem das Feuer von unten entzündet wurde, fing das Anfeuerholz schnell Feuer. Allerdings breitete es sich nur sehr langsam aus und die Anzündphase war deutlich länger als bei der anderen Variante. Nach sieben Minuten hatte das Brennholz noch immer kein Feuer gefangen. Erst nach 20 Minuten entzündete es sich schließlich und die Abbrandphase war erreicht.
 
Von diesem Moment an brannte auch das auf diese Weise entzündete Kaminfeuer sehr gut und schaffte eine gute Wärmeleistung. Eine Rauchentwicklung im Feuerraum war auch bei dieser Anfeuermethode erwartungsgemäß nicht zu erkennen, denn gerade darin soll der Vorteil des Anfeuerns von oben liegen.
 

Richtig Anfeuern – viele Punkte sind zu beachten

Wer einen Kamin anfeuert, der muss auf die unterschiedlichsten Umstände achten, wobei er nur die wenigsten selbst beeinflussen kann. Ob der Ofen gut brennt, hängt auch sehr stark von äußeren Einflüssen ab. Da man auf den überwiegenden Teil der ausschlaggebenden Verhältnisse keinen Einfluss hat, ist es umso wichtiger die Punkte zu beachten, die man mitbestimmen kann.
 
Natürlich sollte der Ofen optimal aufgestellt und angeschlossen sein, sowie regelmäßig gewartet und gereinigt werden, damit eine möglichst effektive Nutzung möglich ist. Bei der Bestückung des Kamins muss auf den Befüllungsgrad geachtet werden, also darauf dass man nicht zu viel Holz oder zu wenig Holz auf einmal in den Feuerraum gibt. Es ist wichtig, sich an der vom Hersteller in der Bedienungsanleitung angegebenen Holzmenge zu orientieren.

Das Holz – die richtige Wahl ist entscheidend

Zum Heizen mit Holz braucht man in der Regel zwei verschiedenen Arten von Holz. Das kleinere Anzündholz und das eigentliche Brennholz, das dann einen gemütlichen Kaminabend lang für die entsprechende Wärmeleistung sorgt. Gerade die Auswahl des Holzes ist einer der wenigen wichtigen Punkte, der über Erfolg oder Misserfolg beim Anfeuern entscheidet und tatsächlich vom Kaminbesitzer selbst beeinflusst werden kann.
 
Als wichtigste Regel beim Holz ist zu beachten, dass es so trocken wie möglich sein sollte und unbehandelt ist. Beispielsweise eignen sich die bereits mehrfach lackierten Latten eines alten Gartenzauns keinesfalls als Feuerholz!
 
Optimal trockenes Holz hat einen Restfeuchtegehalt zwischen 8 Prozent maximal 20 Prozent. Hier gilt die Devise „weniger ist mehr“, denn ca. 5 Prozent mehr Restfeuchte bedeuten circa 10 Prozent Wirkungsgradverlust. Das Holz sollte vor der Nutzung unbedingt zwischen zwei und drei Jahren trocken und geschützt gelagert werden, damit es im Kamin optimale Abbrandergebnisse erzielen kann. Bei der Lagerung sollte außerdem bedacht werden, dass ein Keller kein guter Ort dafür ist, denn durch mangelnde Belüftung kann das Holz anfangen zu stocken.
 
Bei Holz ist aber nicht nur der Feuchtigkeitsgehalt wichtig, sondern auch die verfeuerte Holzart, denn dabei gibt es durchaus Unterschiede. Holz von Kiefer und Fichte, beziehungsweise Nadelhölzer generell eignen sich besonders als Anfeuerholz. Dank ihrer loseren Zellstruktur binden diese Holzarten mehr Gas und brennen dadurch schneller und heißer aber auch kürzer.
 
Laubholz hat dagegen eine deutlich dichtere Zellstruktur, wodurch weniger Gase darin gebunden sind und der Festanteil höher ist. Diese Kombination sorgt dafür, dass Holz von Laubbäumen langsamer abbrennt und so optimal als Brennholz geeignet ist. Eine Ausnahme davon stellt reines Eichenholz dar, denn dieses hat eine so hohe Dichte, dass es sich nur bei sehr hohen Temperaturen gut verbrennen lässt und diese können in einem Kaminofen kaum erreicht werden.

Kein Feuer ohne Luft

Ein anderer wichtiger Punkt, den man selbst beeinflussen kann und daher im Auge behalten sollte, ist die optimale Versorgung des Feuers mit Zuluft, denn ohne ausreichend Sauerstoff brennt kein Feuer. In jedem Fall sollte man die Luftschieber zumindest beim Anfeuern vollständig öffnen. Wichtig ist, die Tür des Kaminofens beim Anheizen angelehnt zu lassen, statt sie richtig zu schließen. So beginnt das Feuer besser und schneller zu brennen. Beim Offenlassen der Tür ist jedoch Achtung geboten, denn nicht in allen Wohnräumen ist das möglich. Insbesondere in Häusern mit kontrollierten Be- und Entlüftungsanlagen muss man die Tür des Kamins schließen, wenn nicht gerade Holz aufgelegt werden soll.
 
Die optimale Luftzufuhr ist dann gegeben, wenn das Feuer hellgelb brennt und kein sichtbarer Rauch im Feuerraum vorhanden ist.

Wettereinflüsse

Das Feuer will und will einfach nicht brennen? Die Wetterlage könnte schuld sein! Dem Wetter schieben die Menschen ja immer wieder die unterschiedlichsten Auswirkungen zu, beim Feuermachen spielt es jedoch eine entscheidende Rolle. Ein gutes Kaminfeuer ist auch immer ein Ergebnis der richtigen Druckverhältnisse zwischen Kaminofen und Schornsteinmündung. Kommt kein Austausch zwischen Warm- und Kaltluftmassen zu Stande, wird es schwierig den Kamin anzufeuern, denn ohne Unterdruck im Schornstein zieht das Rauchgas nicht ab.
 
Ein Unterdruck im Schornstein entsteht, wenn an dessen Mündung geringere Temperaturen als im Feuerraum der Feuerstelle herrschen. Bei Inversionswetterlagen oder sehr nebligen Wetter ist es zum Beispiel besonders schwierig die passenden Druckverhältnisse zu bekommen und der Kamin lässt sich nur sehr schwer anfeuern.
 

 
Im Anzündtest vom Schornsteinmarkt wurde daher darauf geachtet, dass neben dem Kamin selbst, der Holzmenge und der Holzart auch die Wetterverhältnisse gleich waren. An diesem Tag herrschte bei beiden Versuchen eine Außentemperatur von 10 Grad Celsius und eine Luftfeuchtigkeit von 87 Prozent sowie ein Luftdruck von 1010 hPa. Den ganzen Tag über hat es geregnet und der Südwestwind wehte mit 54 Km/h.
 
Unter gleichen Bedingungen konnte sich in den Augen der Experten vom Schornsteinmarkt die herkömmliche Variante, bei der das Kaminfeuer von unten angezündet wird, deutlich gegen die zweite Variante durchsetzen. Denn beim Anfeuern des Brennholzes von oben dauerte es sehr viel länger, bis die Anzündphase in die Abbrandphase überging. Da die Rauchentwicklung im Feuerraum bei beiden Methoden gering war, bringt auch dieser Punkt der zweiten Methode keinen entscheidenden Vorteil.
 
Es muss jedoch gesagt werden, dass aufgrund von Temperaturdefiziten im Anfangsstadium eines Feuers nie eine saubere Verbrennung erreicht werden kann. Für eine saubere Holzvergasung sind hohe Temperaturen notwendig, die ein Feuer erst erreichen muss, bevor es sauber verbrennt. Bei beiden Methoden kommt es daher zu einer Rauchentwicklung, die jedoch über den Schornstein abgeleitet wird und sich nicht im Feuerraum staut.
 
Generell wurde allerdings bewiesen, dass beide Methoden funktionieren und zu einem gemütlichen Kaminfeuer führen, alles andere ist letztendlich individuellen Vorlieben und Eigenversuchen vorbehalten, bis man seine persönliche Lieblingsmethode gefunden hat.