Schornsteine

Schornsteine – welche Unterschiede gibt es?

Edelstahlschornstein mit Abdeckung

In früheren Jahrzehnten gab es praktisch keine Häuser ohne Schornstein. Gebäude wurden von vornherein mit einem klassischen Hausschornstein aus Mauerwerk versehen. In technischen Normen für den Schornsteinbau werden diese Schornsteine auch als Montageschornstein bezeichnet. Heute ermöglichen moderne Heizsysteme dagegen auch schornsteinloses Bauen. Wer in einem solchen Haus später doch einen Kamin betreiben will, hat die Wahl zwischen dem nachträglichen Einbau verschiedener Systemschornsteine oder eines gemauerten Montageschornsteins. Die Nachrüstung des Hauses mit einem Rauchabzug geht in beiden Fällen schnell und unkompliziert vonstatten.

Welchen Nutzen hat ein Schornstein?

Ein Schornstein ist eine senkrechte Schacht- oder Rohröffnung. Der Schornstein hat in der Regel zwei wichtige Aufgaben zu erfüllen. Zum einen leitet der Schornstein die Rauchgase nach außen, die bei der Feuerung entstehen. Da sie wärmer sind als die Luft im Rauchabzug, entsteht dort ein thermischer Auftrieb: Die Rauchgase steigen durch den sogenannten Kamineffekt nach oben und gelangen so nach außen. Bei raumluftunabhängigen Ofenmodellen wird außerdem die für den Verbrennungsprozess erforderliche Luft durch den Schornstein in den Feuerraum geleitet. Solche Luft-Abgas-Schornsteine verfügen über zwei Züge für die Abgase und die Frischluftzufuhr.

Für welche Feuerstätten ist ein Schornstein nötig?

Eine Abgasanlage benötigen alle Heizsysteme, die durch Verbrennung Wärmeenergie erzeugen. Wenn sie mit festen Brennstoffen befeuert werden, muss diese Abgasanlage zwingend ein Schornstein sein. Von anderen Abgasanlagen unterscheiden sich Schornsteine durch ihre Rußbrandbeständigkeit. Beim Abbrand von festen Brennstoffen werden nicht nur Rauchgase, sondern auch Ruß gebildet, der sich im Schornstein absetzt und unter ungünstigen Umständen in Brand geraten kann.

 

Bauform, Ausstattung und Dimensionierung eines Schornsteins hängen von seinem Anwendungszweck sowie der Art der Feuerstätte ab. Der Rauchabzug ist somit auf alle Komponenten der Heizanlage abzustimmen. Einen Einfluss auf die Wahl des Schornsteins haben beispielsweise die Brennstoffe, die verfeuert werden sollen. Holz, Pellets und Kohle stellen andere Anforderungen an den Rauchabzug als Öl und Gas. Ob es sich bei der geplanten Heizanlage um einen offenen oder geschlossenen Kamin, einen Kachelofen oder einen Heizkessel handelt, wirkt sich ebenfalls auf die Anforderungen an den Schornstein aus. Die Dimensionierung des Schornsteins richtet sich nach der Leistung der Feuerstätte. Eine leistungsstarke Heizungsanlage benötigt also auch einen großen Schornstein.

Heizungsanlagen ohne Schornstein

Wärmepumpen kommen dagegen ohne Schornstein aus. Für eine Wärmepumpenheizung sind weder ein Rauchabzug noch eine Abgasleitung nötig. Die Abgase von mit Öl oder Gas betriebenen Heizsystemen müssen dagegen durch ein druckdichtes sowie feuchtigkeits- und korrosionsbeständiges System nach außen abgeleitet werden. Diese Abgasleitungen gibt es in verschiedenen Varianten. Ob dafür ein Schornstein nötig ist, hängt von der Art und vom Standort der Heizanlage ab. Beispielsweise benötigt eine Gastherme, die sich unter dem Dach befindet, keinen Schornstein, sofern dort Anschlüsse für Gas und Wasser vorhanden sind. In diesem Fall reicht für das Abführen von Abgasen eine kurze Abgasleitung aus.

 

Allerdings stellen viele Hausbesitzer zu irgendeinem Zeitpunkt fest, dass sie mit ihrem schornsteinlosen Haus nicht völlig glücklich sind und sich für größere Behaglichkeit auch einen Kaminofen in ihren Räumlichkeiten wünschen. In diesem Fall kommen sie um die Nachrüstung eines Schornsteins nicht herum. Die Lösung ist hier ein Montage- oder Systemschornstein, der nachträglich dafür sorgt, dass auch ein Kaminofen betrieben werden kann.

Welche Schornsteinsysteme gibt es?

Für die Ausstattung eines Hauses mit einem Schornstein gibt es mehrere Möglichkeiten:

 

Ein klassischer Hausschornstein – ein sogenannter Montageschornstein – wird aus Mauer- oder Formsteinen gemauert, hier sind sowohl einschalige als auch mehrschalige Ausführungen möglich. Für die Nachrüstung des Hauses mit einem Rauchabzug für den Kaminofen eignet sich zumindest ein im Gebäudeinneren verbauter Montageschornstein aus Mauerwerk allerdings nur in den seltensten Fällen, da für diesen Platz geschaffen und auch Decken- und Dachdurchbrüche vorgenommen werden müssen.

 

Für das Nachrüsten von schornsteinlosen Häusern kommen daher meist sogenannte Systemschornsteine zum Einsatz, die beispielsweise aus Edelstahl, Kunststoff oder Calcium-Silicat bestehen können. Diese Schornsteine können an der Außenwand oder auch innen verlegt werden. Ihre Installation nimmt in der Regel nur einen Arbeitstag in Anspruch.

 

Alternativ kann die Nachrüstung auch mit einem Montageschornstein aus Mauerwerk erfolgen, der ebenso an der Außenwand oder im Inneren des Hauses errichtet wird. In der Praxis spielt die Nachrüstung mit einem gemauerten Außenschornstein vor allem bei der Sanierung älterer Gebäude eine Rolle, deren optisches Erscheinungsbild auch im Hinblick auf den Schornstein konsequent aus „einem Guss“ bestehen soll.

Unterschiede zwischen Montageschornstein und Systemschornstein

Die Normvorgaben für Schornsteine und andere Abgasanlagen werden durch die DIN-Norm 18160-1 (Abgasanlagen: Planung und Ausführung, Teil 1) geregelt. Die hier niedergelegten Anforderungen an Abgasanlagen sind beim Bau oder der Montage von Schornsteinen sowie von den Herstellern von Systemschornsteinen zwingend zu beachten.

 

Die DIN 18160-1 unterscheidet zwischen Montageschornsteinen bzw. Montageabgasanlagen und Systemschornsteinen bzw. Systemabgasanlagen. Für gemauerte ein- oder mehrschalige Montageschornsteine wird durch die DIN 18160-1 die Erfüllung weiterer Normen für die einzusetzenden Mauersteine und andere Materialien für die Außenmauerung sowie die Innenschalen vorgeschrieben. Diese Vorgaben beziehen sich insbesondere auf den Wärmedurchlasswiderstand des Schornsteins. und sind auch für gemauerte Systemschornsteine gültig.

 

Nicht gemauerte Systemschornsteine müssen aus einer Innenschale, einer Außenschale und einer Dämmschale bestehen. Auch hier werden laut DIN 18160-1 zahlreiche weitere Normen angewendet. Systemschornsteine müssen außerdem den Vorgaben der DIN EN 1856 entsprechen, die die Anforderungen an die Ausführung und die Leistungsfähigkeit ihrer einzelnen Bauteile definiert. Bei diesen Schornsteinen legt der Hersteller im Rahmen der geltenden Normen fest, aus welchen Materialien sie bestehen und für was sie verwendet werden können. In diesem Rahmen nimmt er eine CE-Kennzeichnung seines Produktes vor. Eine CE-Kennzeichnung ist für alle technischen Erzeugnisse erforderlich, die nach 1985 produziert wurden und Anforderungen einer oder mehrerer EU-Richtlinien erfüllen müssen. Von Bedeutung sind hier insbesondere Normen und andere Regelungen, die sich auf die technische Ausführung, das Material und die Sicherheit des Produktes beziehen. Das CE-Zeichen weist aus, dass der Hersteller diese Anforderungen kennt und mit seinen Produkten ohne Abstriche erfüllt.

Welche Materialien gibt es für Montage- und Systemschornsteine?

Montageschornsteine für einen nachträglichen Anbau an der Außenwand bestehen ebenso
wie klassische Hausschornsteine aus Mauerwerk. Im Fachhandel gibt es hierfür Komplettpakete, die alle Komponenten des Kamins enthalten. Sie umfassen einen Fertigfuß und einen Grundbausatz mit den entsprechenden Mauersteinen, den Feuerstättenanschluss, alle erforderlichen Rohre, Dämmmaterialien, Abstandhalter und eine Abdeckplatte.

 

Die am häufigsten verwendeten Systemschornsteine sind Edelstahlschornsteine. Sie sind eine noch recht junge Schornsteinart, jedoch eine sehr effiziente und günstige Methode, einen Schornstein nachzurüsten. In privaten Häuser werden Edelstahlschornsteine seit dem Ende der 1980er Jahre verwendet. Zu diesem Zeitpunkt begann die Renaissance von Kaminöfen und des Heizens mit Holz, die bis heute ungebrochen ist. Auch Pelletheizungen befinden sich seitdem als umweltfreundliche und kostengünstige Alternative zu Öl- und Gasanlagen auf dem Vormarsch.

Edelstahlschornsteine werden in der Regel als Komplettbausatz ausgeliefert. Einwandige Ausführungen werden vor allem für Schornsteinsanierungen verwendet und in bestehende Schornsteinschächte eingefügt. Doppelwandige Edelstahlschornsteine für die Nachrüstung eines Kamins verfügen über zwei Edelstahlzüge, zwischen denen eine Dämmschicht aus mineralischen Fasern liegt. Durch ihre Isolierung eignen sie sich für die Montage an der Gebäudeaußenwand. Zudem sind Edelstahlschornsteine im Vergleich zu Schornsteinen aus anderen Materialien inklusive gemauerter Hausschornsteine deutlich kostengünstiger und sehr unaufwändig zu montieren. Kombinationen mit Schornsteinverlängerungen, Zugbegrenzern und anderem Schornsteinzubehör sind bei einem Edelstahlschornstein ebenfalls problemlos möglich.

 

Leichtbauschornsteine bestehen aus Calcium-Silikat. Ihre Oberflächen lassen sich individuell gestalten. Bei einem nachträglichen Einbau führen sie durch ihr geringes Gewicht nicht zu statischen Problemen. Seit der Jahrtausendwende erfreuen sie sich sowohl bei Neubauten als auch bei Sanierungen und Nachrüstungen wachsender Beliebtheit. Auch Leichtbauschornsteine werden als Komplettpaket geliefert. Sie können als ein- oder zweizügiger Schornstein, aber auch als Installationsschacht für Versorgungsleitungen dienen. Installiert werden sie durch Verklebung.

 

Kunststoffschornsteine sind flexible Schornsteinsysteme aus Polypropylen, die sowohl bei Neubauten als auch für Sanierungen und Nachrüstungen zum Einsatz kommen.

Systemschornsteine: Welche Materialien eigenen sich für welchen Einsatzzweck?

Edelstahlschornsteine sind rußbrand-, säure- und korrosionsbeständig. Zudem sorgt ihre glatte Materialoberfläche für einen optimalen Zug. Sie überzeugen durch ihre große Robustheit und lange Lebensdauer. Auch die Gefahr einer Zerstörung durch Versottung ist bei Edelstahlschornsteinen nicht gegeben. Edelstahlschornsteine eignen sich für alle gängigen Brennstoffe und Regelfeuerstätten. Ebenso wie Schornsteine aus Mauerwerk können sie für Holz-, Pellet- und Kohleöfen verwendet werden, eignen sich aber auch für Heizanlagen, die mit Gas, Öl, Steinkohle oder Kerosin betrieben werden.

 

Leichtbauschornsteine aus Calcium-Silicat sind eine platzsparende und unkomplizierte Alternative zu anderen Schornsteinsystemen. Auch sie sind für alle Brennmaterialien und Regelfeuerstätten zugelassen. Einschränkungen bestehen im Hinblick auf ihre Höhe: Da die Verklebung nicht den gleichen Halt wie Mauerwerk oder ein Edelstahlschornstein bietet, dürfen diese Schornsteine nicht höher als 1,5 Meter sein. Aufgrund ihres nicht witterungsbeständigen Materials können sie in Außenbereichen nicht verwendet werden.

 

Systemschornsteine aus Kunststoff sind nur für Niedrigtemperatur-Feuerstätten zugelassen, die mit flüssigen oder gasförmigen Brennstoffen betrieben werden. Außerdem eignen sie sich als Abgasleitungen für Brennwertkessel respektive für raumluftunabhängige Luft-Abgas-Systeme (LAS). Kunststoffschornsteine sind bis zur Obergrenze von 200 Grad Celsius temperaturbeständig-

Fazit

Für die Ausstattung von Gebäuden mit einem Schornstein gibt es unterschiedliche Methoden. Zwar spielt der klassische gemauerte Montageschornstein auch in Neubauten noch eine Rolle – sowohl hier als auch für Sanierungen und Nachrüstungen setzen sich jedoch Systemschornsteine aus Edelstahl, Calcium-Silicat oder Kunststoff immer stärker durch.

Haus- und Wohnungsbesitzer, die für den Anschluss ihres Kaminofens oder einer anderen schornsteinpflichtigen Heizungslösung einen Schornstein sanieren oder nachträglich in das Gebäude integrieren wollen, sollten für die Auswahl des passenden Systems, die Konfiguration des Schornsteins und die Montage einen Ofenexperten hinzuziehen, der auch den Bezirksschornsteinfeger in die Planung und Ausführung der Anlage einbeziehen wird. Wichtig ist, dass sowohl Montage- als auch Systemschornsteine die vorgeschriebenen DIN-Normen erfüllen.