Schornsteine

Edelstahlschornsteine – Brandschutz und Einsatzmöglichkeiten

Edelstahlschornstein im modernen Look

Edelstahlschornsteine zählen heute zu den beliebtesten Schornsteinen. Was lange Zeit vorwiegend auf Fabrikdächern zu finden war, hat sich inzwischen auch bei der Ausrüstung von Wohngebäuden einen beachtlichen Marktanteil erobert. Seitens Interessierter, Bauwilliger und Haus-Sanierer stellen sich wichtige Fragen: Wofür sind Edelstahlschornsteine geeignet? Wie unterscheiden sich die verschiedenen Typen? Welche Brandschutzvorschriften gilt es zu beachten?

Edelstahlschornsteine: grundsätzlich zwei Bauweisen

Edelstahlschornsteine eignen sich für den Betrieb in Verbindung mit den am Markt gängigen Brennstoffen wie Gas, Öl, Pellets oder Holz. Neben der Unterscheidung in grundsätzlich zwei Schornstein-Systemtypen (ein- und doppelwandig) vereint sie die universelle Einsetzbarkeit.

Je nach Ausprägung der Steckmuffen und der Einlage von Dichtungen sind sie sowohl bei Dauertemperaturen bis 600 °C als auch bei Überdruck im Rohr von 5000 Pa (Pascal) verwendbar.

Edelstahlbögen, einwandig und doppelwandig

Einwandiger Edelstahlschornstein

Die einwandige Systeme werden in einer Materialstärke von 0,4 mm bis 1,0 mm gefertigt. Die dabei verwendeten Edelstahlsorten sind in der Regel entweder 1.4404 als besseres oder 1.4521 als weniger gutes Material (Titan und Molybdän Anteil).

In dieser Ausführung finden sie nach DIN EN 1856-2 unter anderem Anwendung bei der Herstellung einer Verbindungsleitung zwischen Feuerstätte und dem Feuerungsanschluss. Der üblichste Anwendungsfall von einem einwandigen Edelstahlschornstein ist die Sanierung eines bereits vorhandenen, massiv gemauerten Schornsteins. Bei Altbauten bietet er Lösungen für eine Vielzahl von Feuerstätten die zum Beispiel an zu großen Kaminquerschnitten angeschlossen sind oder Versottungserscheinungen aufweisen. Das einwandige Abgassystem bietet Wege zur soliden Langzeitsanierung eines bestehenden Schornsteins. Der bereits vorhandene, gemauerte Kamin bleibt in Form und Design erhalten, das „Innenleben“ wird auf den aktuellen „Stand der Technik“ angehoben.
Aufgrund der einwandigen Konstruktion ist dieses System im Innenbereich ohne F90 Schachtsystem oder einem vorhandenen Hausschornstein (Ziegelstein gemauert) nicht einsetzbar. Er besitzt keine Isolierung und vor allem keine Prüfung auf diesen Anwendungsfall. Ein zuverlässiger Brandschutz der zumindest eine Temperatur < 85° (Vgl. MusterFeuVo § 8 ff.) an angrenzenden Bauteilen nachweist ist nicht vorhanden.

Doppelwandiges Abgassystem

Der doppelwandige Edelstahlschornstein bietet interessante Anwendungsmöglichkeiten, sowohl innerhalb von Gebäuden als auch an Gebäudewänden. Dieser Typ ist in der Regel schnell und flexibel montiert und macht keinen bereits vorhandenen, gemauerten Schornstein erforderlich. Er wird ebenfalls ab Materialstärken von 0,4 bis 1,0 mm angeboten und besteht aus zwei Edelstahlschichten mit einer dazwischen liegenden Isolierschicht, die in der Regel aus Steinwolle gefertigt ist. Da das innere Rohr permanent mit aggressiven Abgasen in Berührung kommt, ist es in der Regel aus einem hochwertigem „V4A“ Edelstahlrohr gefertigt (zum Beispiel 1.4404). Auch Innenrohre aus keramischem Material sind auf dem Markt erhältlich. Zwischen Innen- und Außenrohr ist eine Isolierschicht aus Mineralwolle eingefügt. Dank dieser Isolierung bleiben die durch Verbrennung entstandenen heißen Abgase auf hohem Temperatur-Niveau, was einen optimaleren Abzug sicherstellt. Auf diese wirkungsvolle Isolierschicht folgt der Außenmantel vom Edelstahlkamin. Da dieses Außenrohr der Witterung ausgesetzt ist, wird in der Regel 1.4301 Edelstahl verwendet. da dieser einen höheren Chrom-Anteil aufweist.

Der doppelwandige Edelstahlkamin ist auch bestens für die Außeninstallation geeignet, wie sie bei nachträglichen Installationen einer Abgasanlage oft bevorzugt wird. Aufgrund seiner inneren Isolierschicht ist der Edelstahlschornstein gegen die Einwirkung von Außentemperaturen geschützt.

Sobald ein Edelstahlkamin durch eine Geschossdecke geführt wird, ist eine isolierende Ummantelung aus einem F90 Material (Feuerwiderstandsdauer 90 min.) für einen wirkungsvollen Brandschutz erforderlich.

Basics & Brandschutz: DIN 18160 und Feuerverordnung § 8 ff

Die „Anforderungen an Abgasanlagen“ sind in „DIN V 18160-1:2006-01“ dokumentiert. Abgasanlagen wie die Edelstahlschornsteine müssen sowohl den Brandschutzbestimmungen entsprechen, wie auch eine sichere Abführung der Brennabgase gewährleisten. Die klassifizierte Edelstahlschornstein-Zertifizierung nach DIN V 18160-1 liest sich zum Beispiel folgendermaßen:

Abgasanlage a) DIN 18160-1 T600 N1 D V3 G50

DIN 18160-1 bezieht sich auf die zugrunde gelegte Norm. Das Kürzel T steht für die Temperaturklasse (Dauertemperatur) und die i. d. B. genannten 600 auf die max. Dauerbelastung mit 600 °C. Die Kombination „N1“ steht für erhöhte skandinavische Anforderungen. Das darauf folgende „D“ für „Dry“ – trockene Betriebsweise (keine Taupunktunterschreitung im Rohr- Gegenteil ist W für „Wet“). Die Ziffer „3“ steht für die drei Korrosion-Widerstandsklassen: gasförmig; flüssig; fest. Darauf folgt das Kürzel „G“ für Rußbrandbeständigkeit einer Abgasanlage (Rußbrand Temperaturen von 1000 °C über einen Zeitraum von 30 min).

Kein F90 Standart für Edelstahl-Systemschornsteine

Ein Schornstein darf ein Gebäudegeschoss nicht überbrücken, ohne die Feuerwiderstandsklasse „L90“ sicher gestellt ist.
Dieses Kürzel steht gemäß Feuerungsverordnung für konstruktiven Brandschutz. Es garantiert eine Feuerwiderstandsdauer von mindestens 90 Minuten. Da Edelstahlschornsteine – ganz gleich, ob einwandig oder doppelwandig – diese Voraussetzungen aufgrund der fehlenden mineralischen Dämmbaustoff-Komponenten und der fehlenden Zuordnung zur Baustoffklasse A1 (nicht brennbar) in der Regel nicht erfüllen, sind beim mehrgeschossigen Edelstahlkamin entsprechend zugelassene Schachtkomponenten oder eine altbewehrte Ziegelsteinausführung (mind. 11,5 cm hart gebrandt) notwendig.

Betrifft es nur die Wand- oder Decke so sind die Angaben in der MuFeuVo zu befolgen oder aber eine bauartgeprüfte und zugelassene Wand- und Deckendurchführung aus F90 Material (zum Beispiel Kalzium-Silikat, Promat) einzubauen. Sie empfiehlt sich im Zusammenhang mit Edelstahlschornsteinen für Neubau und Sanierungsprojekte. Aus Materialien der Baustoffklasse A1 gemäß DIN 4102 hergestellt, sind sie bestens dazu geeignet, den Edelstahlschornstein selbst durch brennbare Geschossbauteile hindurch zu führen. Diese Eignung wird mit DIN Euronorm (EN) 1856-1 belegt.

Viele gute Gründe sprechen für Edelstahlschornsteine

Der Edelstahlschornstein hat aus gutem Grund im direkten Vergleich zu konkurrierenden Schornsteinsystemen ein hohes Ranking auf der Beliebtheitsskala. Die besonders relevanten „Pro Edelstahlschornstein Argumente“ sind hier als Fazit zusammengefasst:

• Für alle am Markt gängigen Brennstoffe geeignet
• Sehr korrosionsbeständiges Edelstahlkamin-Produkt aus industrieller Fertigung
• Gute Wärmeleitfähigkeit
• Hohe Resistenz gegen Versottung
• Minimale Verbrennungsrückstände
• Druck- und Kondensatdichtes Abgassystem
• Flexible, individuelle Montage dank modularer Bauteile
• Lange Lebensdauer

Zweifelsohne sympathisiert mancher Bauherr eher mit dem in konventioneller Baustofftechnik errichteten Kamin und bevorzugt diesen gegenüber dem Edelstahlkamin, weil ihn vielleicht die Metall-Optik der modernen Edelstahlschornsteine weniger anspricht. Betrachtet man den Edelstahlschornstein jedoch rational unter Aspekten wie Funktionalität, Modularität und Lebensdauer, so finden sich sehr gute Gründe, die für Edelstahlkamine sprechen. Selbst unter Brandschutz-Aspekten kann der Edelstahlkamin dank modularem Brandschutz-Zubehör auch an den kritischen Wand- und Deckendurchführungen souverän punkten.