Kamine

Das Projekt Clean Heat – Worum geht es?

Ausbluten von Naturstein bei Grillkaminen

Ende 2015 ist in Deutschland und Dänemark das Umweltprojekt Clean Heat an den Start gegangen. Sein Ziel besteht darin, die Umweltbelastung durch Ruß und Feinstaub aus Holzfeuerungsanlagen zu reduzieren. Wenn das aus EU-Mitteln geförderte Projekt erfolgreich ist, leistet es einen wesentlichen Beitrag dazu, dass Heizen mit Holz tatsächlich eine umweltfreundliche Heizungsalternative ist.

Ein Kaminofen spendet angenehme und dazu noch ökologisch korrekte Wärme?

Ganz so einfach ist es in der Praxis leider nicht. Theoretisch entstehen beim Heizen mit Holz als Verbrennungsrückstände zwar nur Asche, Kohlendioxid und Wasser – ein veralteter, nicht mit korrekten Filtern ausgestatteter oder falsch befeuerter Kaminofen kann jedoch schnell zu einer regelrechten Feinstaubschleuder werden.

 

Bisher sind feste Brennstoffe – also Holz oder Kohle – in Europa die Hauptquelle für Ruß und Feinstaub. Die Emissionen der sogenannten Einzelraumfeuerungsanlagen sind extrem gesundheitsschädlich und gefährden außerdem die Umwelt. Diesen Zustand will das Umweltprojekt Clean Heat durch eine großangelegte Aufklärungskampagne und durch entsprechende politische Forderungen ändern.

Wer steht hinter Clean Heat?

Clean Heat ist ein europäisches Projekt, das durch die Deutsche Umwelthilfe und den Danish Ecological Council ins Leben gerufen wurde. Gefördert wird es durch das LIFE Programm der Europäischen Union, das seit 1992 Umweltprojekte in ganz Europa unterstützt. Auch Clean Heat will langfristig nicht nur in Deutschland und Dänemark aktiv sein, sondern plant die Expansion in weitere EU-Mitgliedsstaaten zu einem späteren Zeitpunk.

 

Die Deutsche Umwelthilfe existiert bereits seit 1975. Heute bietet sie Umweltorganisationen sowie Entscheidungsträgern aus Politik und Wirtschaft ein Forum für alle Fragen rund um nachhaltiges Wirtschaften sowie Umwelt und Ressourcenschutz. Ihren Partnern bietet sie unter anderem Informationsdienste, Infrastruktur- und Finanzierungshilfen, Unterstützung bei ihrer Öffentlichkeitsarbeit und dem Aufbau projektbezogener Netzwerke an. Pro Jahr fördert die Deutsche Umwelthilfe im In- und Ausland mehrere hundert Natur- und Umweltschutzprojekte.

 

Der Danish Ecological Council ist ihr dänisches Pendant. Auch diese NGO arbeitet an der Schnittstelle von Ökologie, Wirtschaft und Gesellschaft. Gegründet wurde sie im Jahr 1991, der Fokus ihrer Tätigkeit liegt auf ökologischer Lobbyarbeit sowie auf Studien zu Möglichkeiten einer nachhaltigen Entwicklung. Die wichtigsten Arbeitsfelder des Councils sind heute Umweltgifte, Energie und Klimaschutz.

Worum geht es bei Clean Heat?

Clean Heat und das Thema „Heizen mit Holz“ sind bei den beiden Organisationen also in den besten Händen. Zunächst geht es den Initiatoren des Projekts darum, durch Clean Heat ein Problembewusstsein für die Umweltbelastungen zu schaffen, die ein Kaminofen mit sich bringen kann, hierzu wichtige Verbraucherinformationen zu publizieren und Handlungsvorschläge für die europäische Politik zu formulieren.

 

Zusammen mit den Herstellern von Holzfeuerungsanlagen, diversen Forschungseinrichtungen und Verbänden soll außerdem die Entwicklung und Produktion von emissionsarmen Öfen für feste Brennstoffe vorangetrieben werden. Weitere Arbeitsthemen im Rahmen von Clean Heat sind eine verbesserte Abgasreinigung, eine aussagekräftige Kennzeichnung und optimierte Abgasmessverfahren für die Öfen. Feste Brennstoffe – insbesondere Holz – sollen mit einem Herkunftszertifikat versehen werden.

Heizen mit Holz – wo liegen die Probleme?

Mit diesen Zielen haben die Initiatoren von Clean Heat ein ehrgeiziges Programm entwickelt, dass angesichts des Aufkommens an Feinstaub in Europa überfällig ist. Feinstaub entsteht vor allem dann, wenn in einem Kaminofen oder einer anderen Einzelfeuerungsanlage feste Brennstoffe nicht weitgehend rückstandsfrei verbrennen. Wenn er eingeatmet wird, kann er auf lange Sicht zu schweren Erkrankungen der Atemwege und des Herz-Kreislauf-Systems führen. Das Max-Planck-Institut in Mainz hat eine Schätzung vorgelegt, nach der in Deutschland pro Jahr rund 32.000 und in der gesamten EU 180.000 Menschen an den direkten Folgen von Feinstaub und anderen Luftverunreinigungen sterben.

 

Die derzeit gültige europäische Feinstaubverordnung ist nicht besonders konsequent. Ursprünglich war ein Jahresmittelwert von maximal 20 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft geplant, das Tagesmittel sollte nur sieben Mal pro Jahr überschritten werden dürfen. Gesetzeskraft erlangten schließlich ein Jahresmittelwert von 40 Mikrogramm sowie ein Tagesmittel von 50 Mikrogramm, der bis zu 35 Mal jährlich überschritten werden darf.

 

Auch die 2. Stufe der Bundesimmissionsschutzverordnung (BImSchV) wird nur schleppend umgesetzt. Für alte, nicht mit Feinstaubfiltern versehene Kaminöfen sieht sie bis 2014 einen stufenweisen Austausch oder verbindliche Sanierungsauflagen vor. Normalerweise müssten demnach alle Kaminöfen mit Typenschildern/Baujahren aus der Zeit vor 1975 bereits 2014 stillgelegt worden sein – in der Praxis betreiben viele Besitzer einen solchen veralteten Kaminofen bisher jedoch unangefochten weiter.

 

Ursachen dafür sind fehlendes Problembewusstsein und unzureichende Kontrollen. Bei letzteren spielen unter anderem Gesetzeslücken sowie Interessenkonflikte zwischen hoheitlichen Aufgaben und privatwirtschaftlichen Tätigkeiten der Schornsteinfeger – sowohl im Hinblick auf ihre eigenen Kunden als auch Kooperationen mit der Ofenbranche – eine Rolle.

 

Das Heizen mit Holz ist vor diesem Hintergrund aus der Perspektive von Experten etwas in Verruf geraten – auf der anderen Seite wünscht sich eine wachsende Zahl von Verbrauchern einen Kaminofen im Haus. Clean Heat kann daher auf lange Sicht nur erfolgreich sein, wenn es mit seinen Aktivitäten die Ofenbranche und andere Heizungs- und Kaminexperten ebenso wie die privaten Betreiber der Öfen im Blick behält.

Ein Jahr Clean Heat – welche Erfolge gibt es?

Ob Clean Heat im vergangenen Jahr bereits geschafft hat, die Umweltbelastung durch Ruß und Feinstaub nennenswert zu reduzieren, sei einmal dahingestellt. Gesicherte Daten sind hierzu bisher nicht verfügbar. Wichtig sind die Aktivitäten, Beratungen und Publikationen des Projekts jedoch auf jeden Fall. Clean Heat steht für:

 

  • Alternativen zum Heizen mit Holz mit emissionsarmen Wärmequellen
    (Solarthermie, Geothermie, Wärmepumpen, regenerative/biomassebasierte Fernwärme)
  • Die Verwendung von hochwertigen Holzfeuerungsanlagen sowie effizienter Feinstaubfilter
  • Die richtige Bedienung von Holzöfen und eine optimale Brennstoffwahl
  • Die passende Leistungskonfiguration für den Kaminofen
  • Expertenunterstützung bei der Auswahl und der Installation des Ofens
  • Die Stilllegung/den Austausch veralteter Holzöfen.

Politische Maßnahmen gegen Feinstaub und für saubere Luft

Hinzu kommen Forderungen nach politischen Maßnahmen für saubere Luft. Für die Luftqualität sollten in Deutschland und der EU strengere Standards gelten als bisher – Clean Heat plädiert dafür, sich hier an die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO zu halten.

 

Für neue Holzöfen müssen strikte Abgasregelungen gelten, in Gebieten mit starker Luftbelastung sollten nur nachweislich saubere Holzfeuerungsstätten betrieben werden dürfen. Für die energetische Sanierung und Dämmung von Gebäuden sowie den Einbau umweltfreundlicher Heizungslösungen müssen materielle Anreize geschaffen werden.

Fazit

Zu den aktuellen Aktivitäten von Clean Heat gehören Schadstoffmessungen, die mobile Ausstellung „Heizen mit Holz“, die Teilnahme an Umwelt-Events und die Erstellung von Informationsmaterialien über Feinstaub, feste Brennstoffe, moderne Ofentechnik und sachkundiges Heizen mit Holz. Die Deutsche Umwelthilfe und der Danish Ecological Council werden mit eigenen Veranstaltungen und Veröffentlichungen als Multiplikatoren der Clean Heat Ziele tätig. Wir finden, das Projekt ist auf einem guten Weg und wird in absehbarer Zeit hoffentlich eine größere Öffentlichkeit erreichen.