Kamine

Ofenbauer – ein Handwerk der Vergangenheit?

Ofenbauer bei der Arbeit

Der Internethandel sowie die stetig verbesserte, industrielle Fertigung von Kaminen und Kaminbausätzen sorgen dafür, dass Holzöfen mittlerweile von einer breiten Käuferschicht geschätzt und genutzt werden. Allerdings vollzieht sich diese Entwicklung vielfach auf Kosten des Ofenbauerhandwerks und der Anfertigung von individuellen Heizkaminen. Zeit, um kurz inne zu halten und sich die Frage nach der Zukunft dieses Handwerks zu stellen.

 

In der Märzausgabe der unabhängigen Fachzeitschrift „Kachelofen und Kamin“ (Die Rote) stellt sich Wilhelm Reber die Frage „Schafft sich das Handwerk selbst ab?“. Folgt man seiner Argumentation, hat die Zunft der Ofen- und Heizungsbauer seit vielen Jahren nur noch auf neue Entwicklungen in der Kaminbranche reagiert, anstatt sich als Innovator zu zeigen. Denn nach Meinung Rebers habe der Ofen- und Luftheizungsbauer „vieles zu bieten“. Neben der Planung von Kachel- oder Warmluftöfen sowie der Planung von Warmluftzentralheizungen sowie offenen Kaminen oder Heizkaminen, können Ofenbauer außerdem zugleich für schlüssige Konzepte der Be- und Entlüftung sorgen sowie auch Kachelherde planen und bauen. Bezüglich der Energiearten gibt es hier für die Ofenbaumeister keine Einschränkungen. Außerdem berücksichtigen sie bei der Umsetzung von Kaminanlagen alle wichtigen Steuer-, Regel- und Klimatisierungseinrichtungen. Tatsächlich aber habe sich das Ofenbauerhandwerk nur sehr „einseitig“ entwickelt. Zudem sei bei der heutigen Materialwahl „jegliches Gefühl für Tradition und Berufs-Ethos verloren gegangen“.

Viele Innovationen der Heiztechnik zu Lasten des Handwerks

In seinem Aufsatz beschreibt Reber, dass einige Hersteller neue Feuerungskonzepte geliefert hätten. Neben der „rostlosen Feuerung“ führt er u.a. auch den Kachelofenkamin an, ebenso das Sichtfenster mit großen Scheiben. Darüber hinaus erwähnt er auch die Fortschritte in der Wassertechnik, die dafür sorgt, dass Holzöfen die Aufgaben einer kompletten Ganzhausheizung erfüllen können. Durch diese verschiedensten Innovationen schien nach Reber der Markt nahezu „ausgeschöpft“. Zugleich wurde die Abhängigkeit der Ofenbauer von den Produkten der Hersteller bzw. der Industrie größer. Zusammengefasst: Die Ofenbaumeister haben es verpasst, ihre Rolle als wichtige Dienstleister und Innovatoren des Handwerks zu manifestieren. Die große Bandbreite der industriell vorgefertigten Öfen bietet einen hohen Individualisierungsgrad. Der Kunde erhält nahezu alle erforderlichen Bauteile aus einer Hand und kann sich seinen Ofen fast selbst bauen. Der Ofenbauer spielt dann nur noch eine marginale Rolle.

 

Für Reber besteht dadurch sogar die Gefahr eines „handwerklichen Wildwuchs(es)“. In dessen Rahmen besorge sich der Kunde seinen Heizeinsatz mit allem Zubehör selbst im Baumarkt oder im Internet.

Eigene Schlussfolgerungen

Die Situation, die Wilhelm Reber beschreibt, ist sicherlich für Ofenbaumeister nicht gerade von Vorteil. Allerdings muss hier zum einen angefügt werden, dass sich die gesamte Ofenbranche vor allem im Hinblick auf den zunehmenden E-Commerce noch nie als innovativ gezeigt hat. Hier wurden offensichtliche Entwicklungen einfach „verschlafen“. Während man in der Branche bei Bestellungen noch mit dem Zettelkasten hantierte, wurde andernorts schon online mit dem Smartphone bestellt.

 

Ein wichtiger Aspekt, den Herr Reber anspricht, sind die Kundenwünsche, die oftmals nicht mit dem eigenen Anspruch an eine effiziente Holheizung korrelieren. Allerdings sollte hier differenziert werden. Bei einem individuell vom Ofenbauer gefertigten Heizkamin handelt es sich um ein Unikat, das speziell auf die baulichen Begebenheiten ausgerichtet ist. Dies hat mit den im On- oder Offline-Handel erhältlichen Bausätzen nur wenig gemeinsam. So ist auch ein Maßanzug nicht mit einem Herrenanzug von der Stange vergleichbar. Ebenso muss man hier auch von unterschiedlichen Zielgruppen ausgehen. Die Konsequenz für das Ofenbauerhandwerk ist es demnach, zum einen nicht zu warten, bis die Kunden zu den jeweiligen Handwerkermeistern kommen und zum anderen, die Zielgruppen zu identifizieren, um sie von den Vorzügen des handwerklich gefertigten Heizkamins zu überzeugen. Das Handwerk bietet eine Dienstleistung. Dieser Gedanke muss auch bei der letzten Ofenschmiede ankommen.

 

Der traditionelle Ofenbauer ist demnach nicht Opfer einer allgemeinen Entwicklung, hin zum Do-it-yourself-Kamin oder Opfer des boomenden Internethandels. Vielmehr sollte das Ofenbauerhandwerk den Trend zur Individualisierung aufgreifen und diesen mit dem Bedürfnis nach nachhaltiger Energiegewinnung kombinieren.

 

Quellen:

1. Text: Kachelofen und Kamin – Unabhängige Fachzeitschrift für das. Kachelofen- und Luftheizungsbauerhandwerk. Ausgabe März 2015, S. 24-25.

2. Bild: Deutsche Fotothek. Fotograf: Richard Peter. Quelle: Wikimedia. Lizenz: CC, Größe abgeändert durch Stude Feuerungstechnik GmbH.