Kamine

Kaminöfen und Feinstaubfilter oder braucht ein Fisch ein Fahrrad?

Muss ein Filter in meinen Kaminofen?

Das Heizen mit Holz erlebt eine regelrechte Renaissance. Aus einstmals qualmenden und ineffizienten Holzöfen sind hochmoderne Heizanlagen geworden, die es hinsichtlich Energieeffizienz und Ökologie problemlos mit herkömmlichen Heizungen aufnehmen können. Zu diesem Fortschritt haben auch strenge Grenzwerte wie sie in der 1. BimSchV oder der Münchner Norm fixiert werden, beigetragen. Wer also heute einen Kaminofen kauft, kann davon ausgehen, dass das Gerät alle Anforderungen erfüllt.

 

Umso verwunderlicher ist es dann, wenn der vermeintliche Umweltschutz solche Blüten treibt, dass einige Hersteller mit Feinstaubfiltern für Kaminöfen werben.

 

Um die Problematik der Feinstaubfilter verständlicher darzustellen, müssen wir kurz ausholen und starten mit der Novelle der Bundesimmissionsschutzverordnung. Damit wurden europäische Richtlinien für den Betrieb von Feuerstätten auch in Deutschland wirksam. Denn die bis dahin gültigen Regelungen beruhten auf dem Stand der Feuerungstechnik aus dem Jahr 1988. Dass dringend Handlungsbedarf bestand, war nicht nur innerhalb der Branche jedem klar ersichtlich.

 

Einige Folgen aus der neuen Verordnung:

 

  • ältere Feuerungsanlagen für feste Brennstoffe, „die für Staub einen Emissionsgrenzwert von 150 mg/m³ und für Kohlenmonoxid (CO) von 4 g/m³ nicht einhalten, sollen mit einem Staubabscheider nachgerüstet oder außer Betrieb genommen werden“
  • Feuerungsanlagen, die bis zum 31.12.1974 installiert wurden, müssen bis zum 31.12.2014 nachgerüstet werden
  • Anlagen, die zwischen 1975 und 1984 errichtet wurde, müssen bis zum 31.12.2017, Anlagen, die später, bis zum 31.12.1994 in Betrieb genommen wurden, müssen bis zum 31.12.2020 so nachgerüstet werden, dass sie den strengeren Grenzwerten entsprechen
  • für alle Feuerungsanlagen, die bis zum Inkrafttreten der 1. BimSchV in Betrieb genommen wurden, gilt eine Deadline bis zum 31.12.2024

(Quelle: BMU)

Was können wir aus diesen Zahlen schließen?

Wenn man die Zahlen genau betrachtet, sind von der Nachrüstpflicht lediglich die Feuerungsanlagen betroffen, die vor 2010 installiert und gekauft wurden, weil diese meist die strengeren Grenzwerte nicht erfüllen. Neue Kaminöfen, die Sie heute kaufen können, erfüllen diese Normen längst, und das auch bis zum Jahr 2024. Das Besondere daran: Sie erfüllen die Normen ganz ohne Feinstaubfilter.

Warum gibt es heute Öfen mit Feinstaubfilter?

Wenn wir ehrlich sind, können wir darauf selbst keine schlüssige Antwort finden. Denn alle Kaminöfen, die wir in unser Sortiment aufnehmen, erfüllen sämtliche geforderten Grenzwerte bis einschließlich 2024 auch ganz ohne Feinstaubfilter. Skandinavische Hersteller wie z.B. Termatech müssen noch weitaus strengere Normen erfüllen wie z.B. das Nordic Eco Plus Label, auch das ganz ohne Feinstaubfilter.

 

Ähnlich wie bei der Nachrüstung eines Katalysators für ältere PKW in den 1980er-Jahren ist die Nachrüstung älterer Kaminanlagen mit einem Feinstaubfilter nachvollziehbar. Denn natürlich sollen alle Heizsysteme aktuelle und wichtige Anforderungen an Emmissionsgrenzen einhalten. Niemand möchte unter erhöhten Feinstaubkonzentrationen leiden.

Allerdings bleibt es fraglich, wenn Kaminofen-Hersteller heute damit werben, dass sie ihre aktuellen Modelle mit einem Feinstaubfilter ausrüsten, um noch sauberer zu verbrennen, wenn es bereits viele andere Hersteller gibt, die gleiche und bessere Ergebnisse auch ohne Filter erzielen.

Unser Fazit

Wir denken, dass der Feinstaubfilter für neue Kaminöfen so sinnvoll wie ein Fahrrad für einen Fisch ist, also überflüssig. Wenn ein Kaminofen mit Hilfe modernster Verbrennungstechnik und bei korrektem Betrieb strengste Anforderungen an Emissionsgrenzen längst ohne Feinstaubfilter erfüllt, kann es sich bei einem Kaminofen mit Feinstaubfilter lediglich um einen simplen Marketingschachzug handeln, der für mehr Absatz sorgen soll, aber lediglich viel Lärm um nicht darstellt.

 

Was denken Sie? Wie sind Ihre Erfahrungen? Wir freuen uns auf eine lebendige Diskussion und Ihre Kommentare!

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9 Kommentare

  1. Wolfgang Busse

     
    Einfach eine Frechheit. Benutze meinen Heizkamin ca. 5 – 10 mal im Jahr und soll ihn nun bis 2024 stilllegen oder austauschen.

  2. Phil

     
    Sehr geehrter Herr Busse,
     
    wenn er die vorgeschriebenen Grenzwerte nicht einhalten kann, ist es zwar schade, aber leider Pflicht. Bis dahin ist es aber auch noch ein ganzes Jahrzehnt.
     
    Viele Grüße
    Phil

  3. andreas

     
    Jeder der in der Nähe einen netten Nachbarn mit Kaminofen hat wird sofort verstehen, weshalb solche Filter das Mindeste
    sind, was man für die Gesundheit der Menschen machen kann. Tatsache ist, dass immer mehr mit solchen Giftschleudern heizen, immer öfter und immer länger – Sep bis April ist Heizsaison.
     
    Jeder kann sich informieren !! , und wird feststellen, dass in Europa Lungenkrebs mittlerweile die Nr. 1 bei den Krebsarten ist, stetig im Steigen begriffen und die Raucherzahlen aber konstant bleiben. Asthma bei Kindern ist in den letzten 10 Jahren um 16% gestiegen usw usw.
     

  4. Ronny Stude

     
    Hallo Andreas (wir erlauben uns dass Du),
     
    wir können die Meinung durchaus nachvollziehen, wenngleich wir andere Schlüsse ziehen. Es ist korrekt, dass die Feinstaubbelastung durch Kaminöfen vorhanden ist und einen erheblichen Anteil am Gesamtaufkommen hat.
     
    Eine Filtertechnik allein wird daran aber nichts ändern, wenn 90-95% der Nutzer immernoch falsch heizen. Das fängt mit den „einfachen Fehlern“ wie zu wenig Luftzugabe an, geht über zu feuchtes Holz bis zu Windeln und Plastikmüll im Ofen. Hier ist Filtertechnik allein völlig daneben positioniert. Der HKI als Branchenverband, die Schornsteinfeger und auch die Händler arbeiten stetig an der Aufklärung. Was wir allerdings oft antreffen ist ein „Allwissender Kunde“ der sich nur sehr schwer zu einer Änderung motivieren lässt.
     
    Im Prinzip ist es wie beim Rauchen. Alle wissen, dass es tödlich sein kann. Es wird aber trotzdem weiter geraucht.
     
    Solange kein Umdenken anfängt mit der Konsequenz der Einschränkung können wir Ihre Argumente nur zum Teil mittragen.
     
    Gerne sind wir aber für eine kontroverse Diskussion offen.
     
    Viele Grüße
    Ronny Stude

  5. Dieter Klaucke sicherer-ofenkauf.de

    Zuerst folgendes: Die Verordnung über kleine und mittlere Feuerungsanagen 1. BImSchV. beruht nicht auf eine Umsetzung von EU Normen, Verordnungen, sondern ist eine eigene Norm von Deutschland und hat mit der EU nichts zu tun. In den EN Zulassungen für Einzelraumfeuerungsanlagen,wie EN 13240 für den Kaminofen, werden überhaupt keine Feinstaubwerte verlangt und nur ein Wirkungsgrad von 50 % Selbst die Norm der BImSchV. ist technisch völlig veraltet.
      
    Als gutes Beispiel hier die Vereinbarung 15 a B-VG von Österreich, wo ein Wirkungsgrad für Kaminöfen nach EN 13240 von 80 % verlangt wird und Grenzwerte für Schwermetalle und anorganische Kohlenwasserstoffverbindungen Am 01. Januar 2022 wird EU weit die Ökodisynrichtlinie für Kaminöfen eingeführt. Einen alten Kaminofen, der z. B. 15 Jahre und älter ist mit einem Feinstaubfilter nachzurüsten ist alles andere als betriebswirtschaftlich sinnvoll. Schon weit vor der Einführung der BImSchV. Am 22.März 2010 konnte man Einzelraumfeuerungsanlagen kaufen, die bereits schon die 2. Stufe der BImSchV. erfüllten und unterschritten Und schon immer konnte man Produkte kaufen, die besser waren als es das Gesetz verlangt.
      
    Wenn der Gesetzgeber wirklich was für den Umweltschutz tun will, dann sollte er eine BImSchV. machen, die ähnlich ist wie die Norm in Österreich und sollte dafür sorgen, das Kaminöfen, die vor 2000 hergestellt wurden und nicht diese Norm erfüllen außer Betrieb genommen werden müssen. Es gibt in einem Land wie Deutschland immer wieder Produkte und Stoffe die nicht mehr verwendet werden dürfen, auf Grund gesetzlicher Regeln.Sie können auch nicht mehr in viele deutsche Städte mit Ihrem Auto fahren, wenn dies keine grüne Umweltplakette hat. Aber man konnte auch schon im Jahre 2012 neue Autos kaufen, die Euro 6 haben.
      
    Aber die Einzelraumfeuerungsanlage ist eigentlich ein Produkt aus der Mitte des 20. Jahrhundert, und sollte am Ende dieses Jahrhundert nur noch im Museum zu betrachten sein.
     
    Dieter Klaucke

  6. Regina

    Kamine und Kaminöfen verursachen, laut Umweltbundesamt, mehr Feinstaub, als der gesamte Straßenverkehr zusammen. Das ist Fakt!
    Aber es ist nicht nur der Feinstaub. Auch andere krebserregende Stoffe, wie Dioxine und Stickoxide etc., werden mit den Ofenabgasen in die Luft geblasen. Und wir alle müssen es einatmen. Nicht ohne Grund sind chronische Atemwegserkrankungen auf dem Vormarsch. Auch bei Kindern!!
    Auf Helgoland wurde das Heizen mit Holz schon einmal verboten. Natürlich zur Luftreinhaltung. Daraufhin gab es ein Bürgerbegehren. Die Holzheizer fühlten sich in Ihrer persönlichen Freiheit eingeschränkt. Es gab bei der Bürgerabstimmung eine knappe Mehrheit für das Heizen mit Holz. Leider!!!
    Was ist denn mit der persönlichen Freiheit der Menschen, die keine Ofenabgase einatmen wollen? Zählt diese nicht?
    Aber wenn es an die eigene Komfortzone geht, dann ist es vorbei mit der Rücksichtnahme auf die Mitmenschen. Hauptsache der Hintern ist schön warm.
    Übrigens sollen in Deutschland ca. 3000 Menschen pro Jahr allein durch die Abgase von Kaminen und Kaminöfen sterben (Aktuelle Stunde WDR). Das ist in 10 Jahren eine Kleinstadt!!!
    Da immer mehr Menschen mit Holz heizen, weil es ja sooo chic ist und sooo gemütlich, wird auch dieser wertvolle Rohstoff langsam knapp. In Osteuropa wird mittlerweile schon illegal Holz geschlagen, weil man hier in Deutschland damit gutes Geld verdienen kann. Vom eh schon geschundenen Ökosystem ganz zu schweigen.
    Es ist immer öfter von Diesel-Fahrverboten die Rede. Wir sollen uns, nach Wunsch der Politiker, möglichst alle Elektroautos zulegen. Und die Luft wird immer mehr durch das Heizen mit Holz verpestet. Wie paradox ist das denn?
    Das Heizen mit Holz hat in unserer Zeit absolut nichts mehr zu suchen. Das Mittelalter ist vorbei!!! Wir haben alle moderne Heizungsanlagen. Und wer neu baut, sollte mit Erdwärme heizen, aber ganz sicher nicht mit Holz!
    Noch eine Info:
    Die Abgase von Kaminöfen werden, genauso wie bei Dieselautos, unter Laborbedingungen getestet. Auch hier alles Lug und Trug und geschönte Werte. Und jeder, der einen Kaminofen betreibt, verpestet nicht nur seinen Mitmenschen die Atemluft, sondern sich selbst auch die eigene Raumluft mit krebeserregenden Stoffen.
    Fazit: Das Heizen mit Holz gehört generell verboten. Und über kurz oder lang wird es auch so kommen. Es wird höchste Zeit!

  7. Robby Stude

     
    Sehr geehrte Frau Waltrop,
     
    vielen Dank für den Kommentar.
     
    Außer zu dem letzten Absatz erzeugt Ihre Meinung absolutes Kopfschütteln. Aber auch dieser ist von nicht sehr viel Überlegung und Recherche Ihrerseits geprägt. Es ist mir nicht klar wie Sie Ihre Meinung bilden aber Sie sollten wenigstens zur Kenntnis nehmen, dass es überhaupt nicht möglich ist ein Holzfeuer immer gleich zu messen. Dazu haben wir ebenfalls mehrfach Artikel veröffentlicht. Nun von Lug und Trug zu sprechen, ist ziemlich an den Haaren herbei gezogen. Man mag es nicht schön finden (der Meinung kann man sich anschließen), dass die EU in Ihrer Regulierungswut auch noch versucht den Abbrand aus 53 Faktoren in eine einzige Formel zu gießen. Es ist aber die Realität.
     
    Elektroautos als Argumentation heranzuziehen, ist sehr merkwürdig. Haben Sie sich einmal ernsthaft mit diesem Thema auseinander gesetzt? Rein rhetorische Frage. Kann nämlich nicht sein. Dann wüssten Sie, dass es aktuell nichts umweltschädlicheres als eine Elektroauto gibt (Thema Batterie, Silizium Gewinnung).
     
    Thema Diesel Fahrverbote: Ist Ihnen vielleicht mal in den Sinn gekommen, dass zu hinterfragen was man Ihnen vorsetzt? Die Aussteller auf der letzten Detroit Motorshow haben mehrheitlich Diesel Fahrzeuge vorgestellt – amerikanische Dieselfahrzeuge! Könnte es vielleicht einen wirtschaftlichen Zusammenhang zwischen der Torpedierung des führenden Diesel PkW Nation und der die es werden will geben?
     
    Zu guter letzt das liebe Klima und die Luftreinhaltung. Ist Ihnen bekannt wie die Feinstaubwerte sich zusammen setzen und wie sie ermittelt werden? Was Feinstaub überhaupt ist? Ebenfalls rhetorische Frage – Sie glauben wahrscheinlich auch an den Mensch gemachten Klimawandel obwohl sich über 12000 Wissenschaftler immer wieder händeringend an die Politik wenden um zu erklären, dass es keine Evidenz gibt.
     
    Mein Tipp: Einfach mal selber recherchieren und sich nicht die Meinung bilden lassen. Sie dürfen nämlich davon ausgehen, dass das was Sie vorgesetzt bekommen stets Interessen Dritter dienlich ist. Ich kann als Journalist ein Lied davon singen was sie schreiben dürfen und was nicht.

  8. Apunkt Pepunkt

    @Regina: Mit Holz zu heizen ist im Gegenteil das Beste für das Klima und die Umwelt! Eine moderne Holzheizung (der Großteil wird sowieso in Holzvergasern, Pellets- oder Hackschnitzelheizungen verfeuert) ist absolut nicht mit alten Öfen zu vergleichen.

  9. Kay

    Ich denke das eine Verbrennung von Gas oder Öl nicht weniger Feinstaub produziert und nebenbei eben auch Co2 in rauen Mengen. Diesel-Fahrzeuge (mit Dieselfilter) erzeugen weniger Feinstaub als Benzin betriebene Fahrzeuge , das kann man einfach messen. Aber wenn man nur den Blödsinn glaubt den man vorgebetet bekommt, dann glaubt man auch, das die Feinstaubplakette die Luft verbessert hat. Selbst mein 17 Jahre alter VW Polo (benziner) hat eine grüne Plakette, bekommen, hat aber den Abgasreinigungtechnik vom Stand vor über 20 Jahren drin.
    Man muss dabei aber daran denken, dass es viele gibt, die sich einfach das heizen mit Öl oder Gas nicht leisten können, und denen dann zu sagen, Du darfst nicht mehr Dein Haus warm bekommen, führt natürlich zu schlechter Stimmung. Das sollte einem klar sein, bevor man sowas fordert. Denn mit Holz zu heizen ist Co2 Neutral. Und Die Kaminbetreiber nölen auch nicht rum und sagen, alle Gas Thermen und Ölöfen müssen abgeschaltet werden, weil die Arktis sonst schmilzt. Oder sonstirgendwo tausende Menschen sterben weil der Meeresspiegel steigt und es Stürme und Tornados gibt.
    Ein wenig mehr auch die eigenen Auswirkungen des Heizens bedenken, bevor man Forderungen stellt, wäre toll….

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